Benutzerdefinierte Funktionen und externe Funktionsbibliotheken in Schematron


In manchen Situationen reicht der Umfang von XPath oder auch von XPath 2.0 nicht aus, um die gewünschten Tests zu formulieren, etwa wenn rekursive Funktionsaufrufe nötig sind. In anderen Situationen möchte man Algorithmen in verschiedenen Tests wiederverwenden. In solchen Situationen helfen benutzerdefinierte Funktionen weiter. Mit XSLT 2.0 geht das recht einfach:

<schema
	xmlns="http://purl.oclc.org/dsdl/schematron"
	xmlns:xsl="http://www.w3.org/1999/XSL/Transform"
	queryBinding="xslt2"
	>
 
	<ns prefix="my" uri="test"/>
 
	<xsl:function name="my:literal-autor" as="xs:string?">
		<xsl:param name="vorname" as="xs:string?"/>
		<xsl:param name="nachname" as="xs:string?"/>
		<xsl:sequence select="concat($nachname, ', ', $vorname)"/>
	</xsl:function>
 
	<pattern id="p3">
		<rule context="autor">
			<assert test="my:literal-autor(//person[@xml:id eq current()/@ref]/vorname, //person[@xml:id eq current()/@ref]/nachname) eq .">[p3] autor muss eine gültige Kombination aus person/vorname und person/nachname sein.</assert>
		</rule>
	</pattern>
 
</schema>

Im äußersten schema-Element wird der XSL-Namespace definiert und mit queryBinding="xslt2" XSLT 2.0 als Abfragesprache festgelegt. Mit dem ns-Element wird analog zu XSLT 2.0 der Namespace für die benutzerdefinierte Funktionen deklariert.

Anschließend folgt die Funktionsdefinition 1:1 wie in XSLT 2.0. Das Beispiel fügt Nachname und Vorname – getrennt durch ein Komma – zusammen. xsl:function-Elemente können an beliebiger Position direkt unterhalb von schema stehen.

Schließlich wird im assert die so definierte Funktion verwendet. Das Beispiel testet, ob der Inhalt des autor-Elements mit dem referenzierten person-Element korrespondiert.

Das dazugehörige XML könnte so aussehen:

<literatur>
	<buecher>
		<buch xml:id="b1">
			<autor ref="p1">Mann, Thomas</autor>
			<titel>Der Zauberberg</titel>
			<isbn>978-3-596-29433-6</isbn>
			<href>http://d-nb.info/942764498</href>
		</buch>
		<buch xml:id="b2">
			<autor ref="p2">Mann,Klaus</autor>
			<titel>Mephisto</titel>
			<isbn>3-10-046705-1</isbn>
			<href>http://d nb.info/959653694</href>
		</buch>
		<buch xml:id="b3">
			<autor ref="b1"></autor>
			<titel></titel>
		</buch>
	</buecher>
	<autoren>
		<person xml:id="p1">
			<vorname>Thomas</vorname>
			<nachname>Mann</nachname>
		</person>
		<person xml:id="p2">
			<vorname>Klaus</vorname>
			<nachname>Mann</nachname>
		</person>
	</autoren>
</literatur>

OxygenXML-Einstellungsdialog für SchematronBei buch xml:id="b2" wird ein Fehler gemeldet, weil das Leerzeichen nach dem Komma fehlt, bei buch xml:id="b3" wegen des fehlenden Inhaltes. Schema und XML habe ich in der Beispielsammlung abgelegt.

In OxygenXML muss die Verarbeitung von XSLT innerhalb von Schematron ggfs. erst aktiviert werden. Dazu muss in den Einstellungen unter XML ⇒ XML-Parser ein Häkchen bei ISO Schematron ⇒ Fremde Elemente erlauben (allow-foreign) gesetzt werden, vgl. Bild rechts. [Edit: Ein Hinweis darauf, dass das Häkchen fehlt, ist die Fehlermeldung »unrecognized element … from namespace http://www.w3.org/1999/XSL/Transform«, wobei an Stelle der drei Pünktchen der Name eines XSL-Elements steht, bspw. xsl:function oder xsl:include]

externe Funktionsbibliotheken

Oft liegen die benötigten Funktionen bereits in einer Bibliothek vor. Beispielsweise lassen sich URLs mit misc:is-url() aus der XSLT-SB auf Gültigkeit testen. Auch das Einbinden externen Bibliotheken geht mit Schematron recht einfach:

<schema
	xmlns="http://purl.oclc.org/dsdl/schematron"
	xmlns:xsl="http://www.w3.org/1999/XSL/Transform"
	queryBinding="xslt2"
	>
 
	<xsl:include href="http://www.expedimentum.org/example/xslt/xslt-sb/files.xsl"/>
 
	<ns prefix="xsb" uri="http://www.expedimentum.org/XSLT/SB"/>
 
	<pattern id="p4">
		<rule context="href">
			<assert test="xsb:is-url(.)">[p4] href muss eine gültige URL beinhalten</assert>
		</rule>
	</pattern>
 
</schema>

Mit diesem Schema wird das href-Element bei buch xml:id="b2" bemängelt, da ein Leerzeichen kein gültiges Zeichen in einer URL ist.

Übrigens hatte ich mit <xsl:import/> keinen Erfolg; mir fällt aber kein Beispiel ein, wo man nicht statt dessen per <xsl:include/> ein (ggfs. angepasstes) externes Stylesheet verwenden könnte. Über Beispiele und/oder Hinweise zur Lösung würde ich mich freuen.

Auch dieses Schema habe ich in der Beispielsammlung abgelegt.

  1. #1 von Gerrit Imsieke am 1. Mai 2012 - 23:48

    xsl:import geht nicht, weil ein import-Element (im Unterschied zu xsl:include) vor allen anderen Elementen in einem XSLT-Stylesheet kommen muss [1].
    Schematrons iso_svrl_for_xslt2.xsl erzeugt aber ein XSLT, bei dem zunächst die Output-Deklaration und einige Templates herausgeschrieben werden, ehe das Import-Statement aus buecher-04.sch erscheint.
    Man könnte iso_svrl_for_xslt2.xsl oder iso_schematron_skeleton_for_saxon.xsl entsprechend ändern, so dass imports zuerst kommen.
    xsl:import statt include könnte sinnvoll sein, wenn im importierten Modul irgendwelche Defaultwerte in einer Variablen gespeichert sind, z.B. $pygments:bold-spans = (‚k‘, ‚kc‘), und man möchte aber projektspezifisch diese Werte mit (‚k‘, ‚kc‘, ’nc‘) überschreiben.
    Derlei würde man aber wohl Schematron-intern mit Abstract Patterns lösen.
    So wie überhaupt der große Meister Zurückhaltung bei der (für mich anfangs auch verlockenden) Verwendung von selbstdefinierten Funktionen anmahnt [2].

    [1] http://www.w3.org/TR/xslt20/#import
    [2] http://broadcast.oreilly.com/2010/09/do-you-need-to-make-your-own-x.html

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