<oXygen/>

Auch wenn immer wieder zu lesen ist, dass zur Bearbeitung von XML-Dokumenten ein normaler Text-Editor ausreicht, ist ein spezieller XML-Editor die bessere Lösung. Warum? Erstens haben viele Text-Editoren Probleme mit einer korrekten Zeichensatz-Unterstützung. Das Standard-Encoding für XML-Dokumente ist UTF-8. Zudem können XML-Dokumente im Prolog das Encoding definieren (in Westmitteleuropa meist ISO 8859-1, was leider nicht ganz das selbe wie die Windows-1252-Codepage ist). Hat der Editor hier Probleme, sind verstümmelte Sonderzeichen das häufig zu sehende Resultat. Details dazu habe ich hier und hier notiert. Zweitens sind in XML viele Dinge genau definiert: zu jedem öffnenden Tag muss es einen schließenden Tag geben, Attribute dürfen kein < (sondern nur &lt;) enthalten usw. Fehlerhafte Dokumente können oft nicht weiterverarbeitet werden; ohne einen XML-Editor ist die Fehlersuche aber eine Sisyphos-Arbeit.

Ein XML-Editor hilft beim Schreiben von gültigem XML und bei der Fehlersuche. Zu den Basisfunktionen gehören UTF-8-Unterstützung, richtige Interpretation des Prologs sowie Wohlgeformtheitstest und XML-Validierung (zumindest mit DTD, XML-Schema und Relax NG). Unterstützung bei der Tag- und Attribut-Vervollständigung (möglichst auf Basis von DTD und Schema) erleichtern die Eingabe, XML-Formatierung mit Einrückung sorgen für Übersicht. Außerdem sollten XSL-Transformationen integriert sein, weil nur wenigen Cracks das Eingeben von länglichen Befehlsketten auf der Kommandozeile leicht von der Hand geht.

Wer XSL-Transformationen nicht nur anwenden, sondern auch entwickeln möchte, braucht eine IDE. Neben den vielen kleinen Helferlein wie Code Templates oder Type Checks hilft ein Debugger enorm, das manchmal wenig intuitive Verhalten von XSLT zu ergründen.

Ich bin ein ein Fan von <oXygen/>. Dieses Programm ist XML-Editor und – viel wichtiger – eine Programmierumgebung für XML-Technologien wie XSLT, XML Schema, Relax NG und andere. <oXygen/> hat inzwischen eine 13er Versionsnummer und ist entsprechend ausgereift. Viele große und kleine Ideen und Verbesserungen seit meinem ersten Kontakt (der 4er Version) sorgen dafür, dass Dokumentenbearbeitung und Softwareentwicklung leicht und produktiv von der Hand gehen. Neue Technologien werden schnell unterstützt. Auch preislich ist <oXygen/> moderat, und es gibt eine günstige Version für den akademischen und den privaten Gebrauch.

Was ich an <oXygen/> mag:

  • Code-Vervollständigung, schon ab Werk oft mit Erläuterungen zu Elementen und Attributen
  • Transformations-Szenarien: sie sparen beim täglichen Umgang mit homogenen Dokumenten unermesslich viel Zeit
  • Projekte, v.a. projektspezifische Einstellungen, z.B. bei Transformations-Szenarien
  • XSLT-Debugger
  • Code-Templates per Shortcut
  • XPath-Ausdrücke auf editiertes Dokument anwenden, es entsteht ein Liste der Ergebnisse, die schnell durchgeklickt werden kann
  • Shortcut für das Suchen aller Vorkommen des markierten (!) Ausdruckes, ebenfalls mit Fundstellenliste zum Durchklicken. Diese Funktion vermisse ich inzwischen in jedem anderen Programm.
  • Unterstützung der Dokumentation von XSLT-Stylesheets inkl. Code-Vervollständigung und Kommandozeilentools (seit der 11er Version)
  • den Archivbrowser, der das schnelle und unkomplizierte Durchsuchen und Bearbeiten von gezippten Formaten wie jar, odt und epub ermöglicht
  • schnelle, direkte Kommunikation und Problemhilfe auf der Mailingliste

Was ich an <oXygen/> nicht mag:

  • lange Startzeit
  • Behandlung und Verwaltung von Tastatur-Shortcuts ist hakelig und funktioniert oft nicht
  • JAVA-typische Unfähigkeit, den benötigten RAM zu allozieren sowie out-of-memory-errors, wenn ich nach einem Update vergessen habe, die vmoptions (für jedes Tool einzeln) mit neuen Xmx-, Xms und Xss-Parametern zu versehen

Natürlich habe ich hin und wieder mit anderen XML-Umgebungen experimentiert. Ich bin weder mit den kostenlosen (NetBeans, Eclipse, jEdit) noch mit den kostenpflichtigen (Stylus Studio, Altova) Alternativen warm geworden. Da ich aber nicht analytisch, systematisch und regelmäßig vergleiche, ist meine Präferenz für <oXygen/> hoch subjektiv.

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